Andreas Rauter im Interview

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Lieber Andreas, du bist seit mehr als zwanzig Jahren in der Versicherungsbranche tätig. Bei UNIQA verantwortest du die Bereiche Sustainability, Ethics und Public Affairs gemeinsam mit deinem Team. Wer aus der Finanzwelt und dem Accounting kommt, so wie du, ist strenge Vorschriften gewohnt. Aktuell überschlagen sich ja die Ereignisse auf EU-Ebene mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), dem EU-Lieferkettengesetz (Corporate Sustainability Due Diligence Directive, kurz CSDDD) oder der Greenwashing Direktive. Es herrscht eine große Dynamik. Demgegenüber stehen auch kritische Positionen: Die Regulatorik überfordere, schränke die Wettbewerbsfähigkeit ein und hemme das Wirtschaftswachstum in der EU. Was ist deine Meinung dazu?

Andreas Rauter: Die Regulatorik wird aus einem einfachen Grund gebraucht. Die Unternehmen passen sich nicht oder nicht schnell genug an, wenn es das Gesetz nicht vorgibt. Geschäftsmodelle, die zwar aus heutiger umfassender Nachhaltigkeitsbetrachtung nicht mehr die edelsten sind, aber weiterhin eine gute Marge abwerfen, werden häufig nicht freiwillig geändert – solange es der Reputation nicht schadet. Um unsere Umweltziele zu erreichen oder Lösungen für den Klimawandel zu finden, brauchen wir aber proaktives Handeln und zügige Veränderung. Die Timeline ist knapp und eine Regulierung ist der einzige Garant dafür, dass schnell etwas passiert.

Die Frage, ob das jetzt schlau oder ein Schuss ins Knie ist, beurteilen die Unternehmen natürlich unterschiedlich. Aber aus meiner Sicht stellt sich diese Frage gar nicht mehr. Nachhaltigkeit im Wirtschaften ist das große Gebot der EU. Die 27 Mitgliedstaaten geben für ihre Bürger*innen schlichtweg vor, dass es Verbote und strenge Regeln für die Wirtschaft gibt. Sie zeigt aber auch auf, wie man sich auf den Weg in Richtung Nachhaltigkeit begibt. Diesem Weg zu folgen ist definitiv eine große Chance und ein potentieller Erfolgsfaktor für Unternehmen, denn diese Transformation braucht Zeit, durchdringt das Unternehmen tief und kann nicht so schnell kopiert werden. Aber nicht überall herrscht das nötige Vertrauen, dass dem so ist. Wo das Loslassen nicht-nachhaltiger oder brauner Geschäftsmodelle zu wenig oder nicht schnell genug gelingt, braucht es den Druck, und zwar für alle gleichermaßen. Dafür sorgen die entsprechenden Gesetze.

Ich würde es viel mehr so sehen: Europa ist mit der CSRD etwas Hervorragendes gelungen, auch im internationalen Vergleich. Denn die 12 European Sustainability Reporting Standards (ESRS) schreiben ganz genau und strukturiert vor, wie und was man offenlegen muss. Die ESRS zeichnen sich dadurch aus, dass sie sehr in die Tiefe gehen und für eine gewisse Vergleichbarkeit sorgen. Sie sind anwendungsbezogen und weniger Prinzipien-orientiert. Am Ende sehe ich als Leser*in ganz genau, wie es um die Nachhaltigkeit des Unternehmens steht und es werden wichtige Fragen beantwortet: Gibt es Strategien und Ziele für Nachhaltigkeit und wie ernst werden diese verfolgt? Gibt es Aktionspläne und KPIs? Gibt es eine Incentivierungen über das Gehalt? Ist dem nicht so, kann man davon ausgehen, dass dem Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit nicht so wichtig sein kann. Das wird natürlich als Blaming verstanden. Aber es bringt dort etwas, wo große Phrasen zu Nachhaltigkeit und Purpose gestreut werden, es aber wenig Handfestes im Einklang mit den Standards zu kommunizieren gibt.

Wie sind die ESRS im Kontext der CSDDD zu verstehen und inwiefern greifen die Direktiven ineinander?

Die tiefgehende Offenlegung anhand der ESRS, und zwar rule-based, also nach strengen Regeln, ist mal das eine. Das andere ist die CSDDD  und die Festschreibung von Qualitätsansprüchen einer sorgfältigen Unternehmensführung. Diese Entwicklung begrüße ich sehr, denn die CSDDD zeigt auf, wie die Sorgfaltspflichten zu verstehen sind und gelebt werden sollten. Der Artikel 15, der ja auch schon durch das EU-Parlament abgestimmt vorliegt, nagelt die großen Unternehmen hier fest: Die Nachhaltigkeitsziele, die ein Unternehmen im Reporting aufführt, sind zu verfolgen. Das steht ab sofort außer Diskussion. Außerdem müssen Unternehmen innerhalb ihrer Branche die europäische Transformation zu nachhaltigem Wirtschaften mitgestalten.

Was ich auch sehr begrüße, ist das Festmontieren der Sorgfaltspflicht in der Governance. Für die CSDDD haftet die oberste Etage, also Aufsichtsrat und Vorstand. Die Sorgfalt ist in allen Prozessen mit den geeigneten Policies zu verschrauben. Die CSDDD sorgt folglich dafür, dass du dich in der Wertschöpfungskette upstream und downstream damit befasst, wie z. B. welcher Umgang mit Mitarbeitenden herrscht, unter welchen Bedingungen produziert wird und was das für die Umwelt bedeutet. In Standardvertragsklauseln wird dann geregelt, welche anständigen Prinzipien von den Kund*innen und Lieferant*innen erwartet wird. Damit gehen die Nachhaltigkeitsansprüche über die eigene Unternehmensgrenze hinaus. Wird die Sorgfaltspflicht missachtet, drohen Verwaltungsstrafen. Außerdem müssen fortan Pläne vorliegen, wie zu reagieren ist, wenn Missstände aufgedeckt werden. Die CSDDD denkt da voraus und ist extrem umsichtig.

Nun wird ja immer wieder angebracht, dass wir im internationalen Wettbewerb stehen. Viele, die über den Tellerrand der EU-Grenze hinausblicken, betrachten die Regulatorik als Benachteiligung der hier ansässigen Wirtschaft. Wie beurteilst du diese Aussage?

Für mich sind in der Wettbewerbsdiskussion hinsichtlich Nachhaltigkeit vor allem drei Aspekte wichtig.

Punkt Eins: Nachhaltigkeit ist kein EU-Projekt. Wir haben schon längst einen Wettkampf zwischen den Kontinenten, wobei sich die Herangehensweisen durchaus unterscheiden. Die USA nehmen z. B. viel Geld in die Hand und setzen ganz klar auf Incentivierung. So locken sie Wissenschaftler*innen, Unternehmer*innen und Start-ups in die Vereinigten Staaten. Man arbeitet in den USA nicht so sehr mit Verboten, wie bei uns in der EU. Aber die Frage bleibt trotzdem: Wie schnell kommen sie aus den braunen Geschäftsmodellen raus? Können Green Incentives tatsächlich reichen? Oder braucht man auch hier Brown Punishment, z. B. über CO2-Preise? Parallel arbeitet auch China an technologischen Lösungen und nimmt hier ziemlich an Fahrt auf, wie man z. B. an den E-Mobilitätsangeboten und EU-Importen im Kfz-Bereich oder bei PV-Technik erkennen kann.

Wir befinden uns in einem weltweiten Wettlauf. Die Frage ist also nicht, auf welchem Kontinent es um Nachhaltigkeit geht, sondern: Wie betrifft das alles jetzt ein Unternehmen, das nur in Europa wirtschaftet oder global aktiv ist? Wie können hier die Unternehmen schlau agieren und sich an den Bedürfnissen der Stakeholder*innen ausrichten? Das ist nämlich der springende Punkt. Es geht jetzt um eine ernste, langfristige und ehrliche Ausrichtung. Einmal im Jahr etwas zu spenden oder an irgendeinem Round-Table vertreten zu sein und schöne Fotos zu veröffentlichen, dann aber das übliche Geschäft fortzuführen, welches zu diesem Bild nicht passt – das funktioniert nicht mehr. Ein Beispiel: Ich kann nicht auf der einen Seite mit Gender und Diversity Engagement öffentlichkeitswirksam auftreten und dann in Ländern Geschäfte abwickeln, die die Menschenrechte missachten. Da ist die gehisste Regenbogenflagge im Office nicht glaubwürdig und sogar kontraproduktiv, was mich zu den zwei anderen Punkten führt.

Die zunehmende Regulierung hat einen gesellschaftlichen Effekt, weil sie demonstriert, dass die Regeln immer strenger werden. Das hat eine Wirkung auf uns alle und schlägt sich z. B. im eigenen Konsumverhalten nieder. Und dann kommt noch ein wichtiger Aspekt hinzu: Fachkräfte sind heiß begehrt. Insbesondere die jüngere Generation überlegt ganz genau, wo sie arbeiten möchte. Außerdem sind die jungen Menschen die zukünftigen Entscheidungsträger*innen, was die ganze Entwicklung nochmals positiv beeinflusst. Punkt Zwei ist also: Bei der Diskussion um Nachhaltigkeit dürfen wir den Wettkampf um die besten Arbeitskräfte und deren Wertesystem nicht vergessen und dieser findet auch über die Grenzen hinweg statt.

Punkt Drei: Grüne Unternehmen suchen den richtigen Counterpart und überlegen sich sehr genau, mit wem sie Geschäfte machen. Der billigste Preis zieht hier nicht. Wer zukunftsorientiert aufgestellt ist und mit einer guten Intention vorangeht, dem bieten sich in beide Richtungen – Kund*innen und Lieferant*innen – spannende Perspektiven. Ein ehrliches Nachhaltigkeitsbestreben steigert die Attraktivität gegenüber Unternehmen, die in der Transformation weiter vorne sind. Dass diese Entwicklungen zunehmen werden, auch getrieben durch die Regulatorik, ist sehr plausibel. Hinzu kommt der Druck der Stakeholder*innen und das Sparring mit NGO’s, die die Rechtslage und Verpflichtungen genau kennen. Damit ist auch Unwissenheit kein Argument, um so weiterzumachen, wie bisher. Und wenn ich auf Negatives hingewiesen werde oder in Skandale verwickelt bin, was ja oft mit großer Reichweite über die Medien gestreut wird, muss ich mich dem als Unternehmen stellen. Und ich muss auch in Kauf nehmen, dass dies eine negative Wirkung auf Mitarbeitende, Kund*innen und andere wichtige Stakeholder*innen hat.

Führt man sich all diese Punkte vor Augen, wird schnell klar: Unedles Wirtschaften bringt es nicht und mit diesem Argumentationsstrang lassen sich interne Entscheidungsträger*innen sehr gut überzeugen, die hinsichtlich Nachhaltigkeit noch nicht so motiviert vorangeschritten sind.

Bei all den gesetzlichen Entwicklungen und damit einhergehenden Verboten: Wie schaffen wir es in der EU, gute Beiträge in Unternehmen zu unterstützen und welche Rolle nimmt hier der Banken- und Versicherungssektor ein?

Das ist ein sehr wichtiger Punkt, der häufig diskutiert wird. Ich bin davon überzeugt, dass es in Unternehmen beides braucht: Das Schlechte abstellen und das Positive fördern. Es geht bei dieser ganzen Nachhaltigkeitsdebatte in der EU ganz sicher nicht ausschließlich darum, negative Auswirkungen durch Verbote zu vermeiden, sondern auch das Richtige zu tun. Das wird ja auch schon durch Förderungen unterstützt. Aber die Grenze ist natürlich fließend, was gut oder schlecht ist. Außerdem setzt eine Incentivierung für das Richtige auch ein Umdenken voraus. Das merken wir auch in unserer Branche.

Aktuell diskutieren wir bei Banken und Versicherungen, welche Spielregeln in dieser ganzen Nachhaltigkeitsentwicklung überhaupt sinnvoll sind. Als systemrelevante Branche herrschen bei uns strikte Vorgaben zum Umgang mit Risiken. Ein funktionierendes Risikomanagement ist essenziell. Nun stellen wir uns die Frage, wie wir in der Nachhaltigkeitsdebatte die Steuerungselementen „Risiko und Ertrag“ händeln müssen. Dabei wird schnell klar, dass sich der Anspruch des Risikomanagements mit der aktuellen Regulatorik deckt.

Für grüne Aktien, die z. B. im Einklang mit der EU-Taxonomie sind, kann z. B. weniger Eigenkapital gehalten werden, weil das Risiko hier geringer eingestuft wird, während für braune Aktien z. B. 50 % vorgesehen sind. Übertragen wir das mal auf ein konkretes Beispiel: Kohleaktien werden durch Analyst*innen mittlerweile riskanter eingestuft und brauchen daher eine andere Absicherung. Und nach diesem Prinzip funktionieren auch Schuldverschreibungen und andere Instrumente der Kapitalbeschaffung. Durch den Risikoanspruch steigt die Attraktivität grüner Produkte automatisch.

Das heißt für das Risikomanagement aber auch, dass eine rein vergangenheitsbezogene Beurteilung des Risikos nicht mehr hilfreich sein kann, wenn so viel Neues aus der Regulatorik-Ecke kommt. Viel aussagekräftiger ist die Analyse, wie sich ein Unternehmen im EU-Nachhaltigkeitskorridor bewegt und wie weit fortgeschritten es in der Transformation ist. Daten aus der Vergangenheit können folglich nicht mehr so stark gewichtet werden, wie es bisher der Fall war. Da brauchen wir also auch ein Umdenken.

Hinsichtlich der Incentivierung gibt es jetzt noch einen weiteren Aspekt, den ich für wichtig halte: Die Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen umfasst auch die Chancen, inklusive der Monetarisierung. Damit kommt die Frage auf, welche Chancen ich mir als Unternehmen sichern kann, wenn ich konsequent das Schlechte weglasse und auf ein rein nachhaltiges Geschäftsmodell setze. Da landen wir dann direkt in der Strategie. Den Weg konsequent einzuschlagen, geschieht natürlich nicht von heut auf morgen. Das setzt eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema, ein Verständnis für die Stakeholder*innen und eine Entscheidungsfreudigkeit auf C-Level-Ebene voraus. Ich würde sagen, bei UNIQA sind wir hier schon auf einem sehr guten Weg. Aber wir haben auch jahrelang viel dafür getan.  

Welche Rolle hat die denkstatt in der Nachhaltigkeitsreise der UNIQA gespielt?

Als börsennotiertes Unternehmen waren wir damals schon sehr früh dran und über die Jahre hat sich ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Wir haben schon 2015 die ersten kleinen, aber sehr lohnenswerten Schritte mit denkstatt gesetzt. Anstelle von knallharten Nachhaltigkeitsforderungen hat man mit einem gewinnenden Aufzeigen von Potenzialen eine Vertrauensbasis geschaffen und uns dabei begleitet, dass wir in der Nachhaltigkeitsperformance weiter zulegen. Die Zusammenarbeit hat uns dabei geholfen, mit minimalem internem Aufwand eine Offenlegung zu beschreiten, die verantwortungsvoll, richtig und adäquat ist. Das für uns eine große Entlastung im Team und ich konnte mich dadurch den strategischen Themen widmen, die uns natürlich auch bei der UNIQA beschäftigen.

Was für mich persönlich jedoch ausschlaggebend ist: Als Gleichgesinnte an einem so wichtigen Thema über Jahre zu arbeiten, schweißt zusammen. Und es ist der denkstatt gelungen, mit dem Wachstum des Nachhaltigkeitsthemas mitzuhalten und in die Skalierung zu gehen und wir dürfen gespannt sein, was die Zukunft bringt.

Bleiben wir gleich bei der Zukunft. Nachhaltigkeit bedeutet auch für Transparenz zu sorgen und das geschieht über Informationen und Daten. Wo werden wir uns in den nächsten Jahren mit dem Thema hin entwickeln?

Ich denke, dass das Accounting hier schon sehr richtungsweisend für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen ist. Accounting bedeutet für mich, die Realität immer richtig abzubilden und dasselbe muss auf Dauer auch für die Nachhaltigkeitsdaten gewährleistet sein. Das ist eine Frage der Automatisierung im Datenmanagement. Digitale Lösungen werden in den nächsten Jahren verstärkt dazu beitragen, dass wir Nachhaltigkeitsdaten auf Knopfdruck einsehen und unsere Ziele mit der Realität abgleichen können. Abweichungen werden damit sofort erkennbar und Kennzahlen sind tagesaktuell auch für die externe Kommunikation verfügbar. Das bedeutet in weiterer Folge, dass Nachhaltigkeitsinformationen nicht nur einmal jährlich im Bericht, sondern tagesaktuell geteilt werden könnten, z. B. auf der Website. Das schafft ein ganz neues Maß an Transparenz.

Ich bin davon überzeugt, dass die technologischen Entwicklungen hier einen wichtigen Beitrag leisten. Nehmen wir mal das Beispiel Carbon Footprint. Ein Unternehmen muss ja schon jetzt ganz genau nachvollziehen können, wo die Hotspots liegen, wie viel und welchem Strom bezogen wurde und so weiter. In Zukunft wird das alles mit Smart Contracts und Blockchain Technologie unterstützt werden. Die Entwicklungen gehen dahin, dass Daten geprüft und zentral abliegen und für die jeweiligen Zwecke eingesehen werden können. Da gibt es gerade sehr spannende Entwicklungen in der EU, weil man weiß, dass das die Zukunft ist.

Gehen wir noch einen Schritt weiter, ausgehend von den ganzen Veränderungen, die jetzt die ESRS einleiten. Wo werden wir in 30 Jahren stehen und wo reiht sich hier die Versicherungsbranche ein?

Wir werden definitiv die Richtung verfolgen, die jetzt eingeschlagen wurde: Eine verpflichtende Offenlegung und eine härtere Validierung der Informationen durch die Prüfpflicht der CSRD sind erst der Anfang. Das alles führt zu einer Emanzipierung der Stakeholder*innen, also der Kund*innen, der Mitarbeitenden, der Investor*innen-Gemeinschaft und generell der Öffentlichkeit. Ich glaube, dass die Zusammenarbeit untereinander stärker werden wird und sich die Interessen der Stakeholder*innen weiter annähern. Es wird zunehmend Einigkeit dazu herrschen, dass Geschäftsmodelle eine Performance für die Gesellschaft abliefern müssen. Europa geht mit dem EU Green Deal in eine absolut richtige Richtung und das wird sich in Zukunft bewahrheiten.

Ich halte es für viel realistischer, dass wir durch Nachhaltigkeit und Technologie mit Vorsprung die Zukunft gestalten, als z. B. mit Kostenskalierung gegen China anzutreten. Blicken wir in den internationalen Raum, denke ich, dass sich die übrigen braunen Wertschöpfungsketten gegenseitig kannibalisieren und immer weniger Marge abwerfen werden. Durch das Positivbeispiel, das wir in der EU schaffen, können wir etwas vorleben und andere werden dem Beispiel folgen. Dafür brauchen wir aber auch eine gesunde Mischung aus Forschung, technologischem Vorsprung und dem Abholen der Gesellschaft. Ich bin mir sicher, dass die kritischen Stimmen dann immer leiser werden und sich ein Konsens dazu bildet, dass wir als Gesellschaft diesen Weg gehen wollen.

Wenn ich jetzt an die Zukunft der UNIQA als Versicherer denke, noch obendrein mit den Schlagworten „Gemeinsam besser leben“, halte ich es für wichtig, dass wir uns damit in der Gesellschaft wiederfinden. Wir müssen konsequent in die Themen reingehen, wovon die Gesellschaft mehr braucht. Da landen wir automatisch in der Nachhaltigkeitsperspektive, wo Umwelt und Soziales aufeinandertreffen. Und wir müssen uns eine ganz zentrale Frage stellen: Warum sollte man der UNIQA in Zukunft eine Marge überlassen? Vor dem Hintergrund der zunehmenden Transparenz sollen die Menschen sagen können: „Ja, das ist ok. Die UNIQA kann das und macht das auf verantwortungsvolle Weise für die Gesellschaft.“

In 30 Jahren besteht die Leistung nicht nur in der Versicherung und der Zahlung im Schadensfall. Die Leistung wird in Richtung Lebensbegleitung gehen. Nehmen wir mal das Beispiel Altern und Gesundheit her. Versicherer könnten Altersheime und Spitäler betreiben, mit der Forschung und Wissenschaft kooperieren und Angebote schaffen, die genau auf das Bedürfnis der Gesellschaft zugeschnitten sind. Das könnten aus Steuern finanzierte Dienstleistungspakete sein, die dann in Richtung einer moderierten Lebensbegleitung gehen. Das braucht natürlich das Vertrauen unserer Stakeholder*innen, das wir nur über ehrliche Nachhaltigkeitsagenden in der Gegenwart erreichen und da sind wir wieder beim Anfangsthema. Es geht schon jetzt um ein ehrliches Bestreben und das lässt sich nicht auf die Zukunft schieben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Ich danke auch.

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