Biodiversitätsmanagement in Zeiten von CSRD und CSDDD

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In einer Zeit, in der die planetaren Belastungsgrenzen zunehmend überschritten werden, ist mit gefährdeten Ökosystemen auch der Biodiversitätsverlust immer mehr ins Licht gerückt. Vor kurzem fand das weltgrößte Biodiversitätsgipfel-Treffen, die 16. Konferenz der Vertragsparteien des UN-Übereinkommens über biologische Vielfalt (COP16), in Kolumbien statt. Die Convention on Biological Diversity (CBD) hat zwei zentrale Entscheidungen hervorgebracht: Zum einen soll das Mitspracherecht indigener Völker und lokaler Gemeinschaften bei Biodiversitätsentscheidungen gestärkt, zum anderen ein Fond, der Mitgliedern indigener Gemeinschaften zugutekommen soll, ins Leben gerufen werden.

Warum Biodiversität wichtig ist

Vor uns liegt allerdings noch viel Arbeit und die Thematik begleitet uns auf vielen Ebenen – denn die biologische Vielfalt ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein wirtschaftliches Gut und die Zusammenhänge zwischen Ökonomie und Ökologie sind komplex und weitreichend. So kommen auch Unternehmen nicht mehr daran vorbei, sich im Zuge ihrer Unternehmensstrategien mit dem Thema zu beschäftigen und das Einbinden von Biodiversitätsstrategien ist in vielerlei Hinsicht notwendig.

Unternehmen haben nicht nur starken Einfluss auf die Umwelt, sondern auch umgekehrt ist der Geschäftserfolg von der Umwelt abhängig. Zusätzlich wird Biodiversität in der Unternehmenskommunikation immer relevanter, da einzelne Maßnahmen zu Treibhausgasreduktion oder sozialer Gerechtigkeit in Zukunft nicht mehr ausreichen werden, um sich als nachhaltig positionieren zu können.

Klima- und Biodiversitätskrise: Zwei Seiten derselben Medaille

Die Klima- und die Biodiversitätskrise sind eng miteinander verwoben, verstärken sich gegenseitig und bringen komplexe Rückkoppelungen hervor. Durch die globale Erhitzung wird die Funktionsweise von Ökosystemen verändert. Das zeigt sich an der Zunahme von Waldbränden, Absterben von Bäumen aufgrund von Dürre und Insektenbefall, das Austrocknen von Mooren und das Auftauen von Permafrostböden in der Tundra. Diese Prozesse setzen gleichzeitig große Mengen an Treibhausgasen frei, schließlich speichern Bäume, Moore oder Permafrostböden Kohlenstoff, Methan und andere klimawirksame Gase seit Jahrtausenden. Historisch solide Kohlenstoffsenken verwandeln sich somit in neue Kohlenstoffquellen, was wiederum die Klimaerwärmung verstärkt.

Wie können Biodiversität und Klima nun im unternehmerischen Handeln gleichwertig berücksichtigt und deren Interdependenz beachtet werden? Die Antwort ist ein systematisches Biodiversitätsmanagement und wissenschaftsbasierte Lösungen.

CSRD und CSDDD geben Rahmen vor

Die Politik hat das Thema Biodiversität bereits verstärkt auf die Agenda genommen. Das Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework (GBF), ein zentraler Meilenstein der COP15 im Jahr 2022, setzt sich das Ziel, den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2030 aufzuhalten und bis 2050 vollständig rückgängig zu machen. Die globalen Ziele werden neben den Zielen der EU Biodiversitätsstrategie 2030 im Berichtsstandard für Biodiversität und Ökosysteme (ESRS E4) in Umsetzung der CSRD als Anhaltspunkte empfohlen, um eigene Biodiversitätsstrategien auf Unternehmensebene zu formulieren. Die Vorgaben des ESRS E4 gelten für bestimmte Unternehmen schon ab dem Geschäftsjahr 2024 und erfordern eine detaillierte und harmonisierte Berichterstattung im Lagebericht des Unternehmens. Unternehmen und Finanzinstitutionen werden aufgefordert sein, Risiken, Abhängigkeiten und Auswirkungen in Bezug auf die biologische Vielfalt bei sich selbst und in der Lieferkette zu überwachen, zu bewerten und zu berichten. Ergänzt wird die CSRD in den kommenden Jahren durch die CSDDD, die Due Diligence-Prozesse und Risikoanalysen bestimmter Umwelt- und Sozialaspekte im eigenen Geschäftsbereich und in der Lieferkette fordert.

Wo fange ich an?

Um allen Anforderungen der Regulatoriken und Ansprüchen darüber hinaus gerecht zu werden, bedarf es einer Strategie, die Klima, Biodiversität, Entwaldung und Wasser berücksichtigt. Die Umsetzung erfolgt in fünf zentralen Schritten: Scoping und Gap-Analyse, Bewertung von Auswirkungen, Risiken und Chancen, Strategie- und Zielentwicklung, Management und Implementierung sowie Berichterstattung.

1

Scoping & Gap Analyse

2

Risiken & Chancen, Auswirkungen

3

Strategie & Ziele

4

Management & Implementierung

5

Berichterstattung

Die ersten Schritte zur Umsetzung des Biodiversitätsmanagements sind entscheidend für den Erfolg. Birgit Strasser, Manager bei EY, empfiehlt: „Informieren Sie sich frühzeitig über die kommenden Anforderungen der CSDDD und vergessen Sie nicht, im Zuge Ihrer CSRD-Analysen auch Biodiversitätsaspekte in der Wertschöpfungskette mitzudenken.“  Eine datenbasierte Vertiefung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse ist essenziell, um Auswirkungen und Abhängigkeiten zu identifizieren und Risiken und Chancen mithilfe von Sekundärdaten oder Primärdaten (falls vorhanden) zu erkennen. Die Integration von Biodiversitätsrisiken in das Risikomanagement und die ESG-Strategie ist ein weiterer wichtiger Schritt. Unternehmen sollten Hotspots in ihren Lieferketten, Produkten und Standorten identifizieren und priorisieren. Die Teilnahme an Initiativen wie dem TNFD Early Adopter oder dem SBTN Corporate Engagement Program sind darüber hinaus empfehlenswert.

Fokus auf wesentliche Betriebsstandorte

Ein wesentlicher Aspekt des Biodiversitätsmanagements ist die ortsspezifische Analyse. Unternehmen müssen ihre wesentlichen Betriebsstandorte in oder in der Nähe von Gebieten mit schutzbedürftiger Biodiversität identifizieren und bewerten. Dazu gehören Natura-2000-Gebiete, UNESCO-Welterbestätten, Key Biodiversity Areas (KBAs) und andere nationale Schutzgebiete. Außerdem müssen die Auswirkungen auf die Biodiversität und die Abhängigkeiten von Ökosystemdienstleistungen messbar gemacht werden. Es gibt eine Vielzahl von Biodiversitäts- und Ökosystemindikatoren, die je nach Sektor und Geschäftsmodell ausgewählt werden sollten. „Eine Herausforderung stellt hier der fehlende allgemeine Konsens zu sektorübergreifenden Indikatoren dar“, erwähnt Lisa Bauer, Senior Consultant bei EY denkstatt. Methoden wie die Analyse von Geoinformationen und ökologische Footprint Berechnungen sind dabei essenziell und werden durch Vor-Ort-Datenerhebungen und Managementansätze ergänzt.

Fokus auf wesentliche Betriebsstandorte bei ortsspezifischer Analyse

Fazit

Biodiversität ist durch ihren Standortbezug und die vielen Abhängigkeiten sehr komplex, und es liegt noch viel Arbeit vor uns, um alle Herausforderungen in die Wirtschaftsbereiche zu integrieren. Unternehmen, die frühzeitig handeln und eine umfassende Biodiversitätsstrategie entwickeln, können nicht nur die Biodiversität fördern, sondern gleichzeitig ihre Risiken minimieren und Chancen nutzen.

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