Am 27. März 2025 fand das zweite Netzwerktreffen der Initiative EY Woman4Impact statt – ein Raum für Austausch, Inspiration und gegenseitige Stärkung. Die 2024 von EY denkstatt Managerin Marijke Janz gegründete Plattform vernetzt ESG- und Nachhaltigkeitsmanagerinnen und bringt sie ins Gespräch über Wirkung, Widerstandskraft und Wandel.
Beginnend mit einer Keynote von Christian Plas – EY denkstatt Gründer und Unterstützer des Netzwerks – wurden die Wichtigkeit und die Ziele von EY Women4Impact betont. Danach stand eine Panel-Diskussion mit drei inspirierenden Speakerinnen im Zentrum, die den Blick weit öffneten – für gesellschaftliche Herausforderungen, passende Kommunikationsstrategien und persönliche Erfolgsrezepte.
Reporting ist nicht das Ziel, sondern das Werkzeug
Die Debatten um Omnibus lösen derzeit Unsicherheit in vielen Unternehmen aus. Das Ausmaß der aktuellen Diskussionen rund um die Nachhaltigkeitsberichterstattung gibt allerdings zu bedenken, denn das eigentliche Ziel – nämlich die Nachhaltigkeitstransformation – wird dabei leicht aus den Augen verloren. Sabine Schellander, Director Corporate Sustainability bei Greiner, machte deutlich, dass Nachhaltigkeit nicht in Reportingpflichten ersticken darf. Die Berichterstattung ist kein Selbstzweck, sondern ein zentrales Steuerungsinstrument. „Wir können nicht steuern, was wir nicht messen können – no data, no strategy“, so Schellander. Im Zuge dessen ist auch Transparenz – intern wie extern – Voraussetzung für wirkungsvolles Nachhaltigkeitsmanagement.
Zielgruppenorientierte Nachhaltigkeitskommunikation für mehr Wirkung
Gleichzeitig ist klar, dass Reporting und Regulatorik nicht die einzigen Mittel zum Zweck sind. Marktbasierte Anreize, Wettbewerbsvorteile oder kulturelle Normen und Werte können gute Gründe für unternehmerische Veränderung sein. Allerdings ist die Wirksamkeit dieser Hebel jeweils vom Gegenüber abhängig. Deshalb empfiehlt Katharina Gangl, Wirtschafts- und Sozialpsychologin und Senior Researcherin am IHS, beim Aufbau einer Kommunikationsstrategie auf die Zielgruppe und auf eine wertekongruente Kommunikation zu achten. Das Thema Nachhaltigkeit kann man von verschiedenen Seiten angehen. Für wirtschaftlich orientierte Personen ist zum Beispiel Risiko ein wirksames Argument, für andere steht soziale Gerechtigkeit im Vordergrund. „Wer bei Ressourcenverbrauch nicht anbeißt, lässt sich vielleicht über Gesundheitsfragen oder regionale Themen erreichen. Und wenn extreme Bedrohungen wie Naturkatastrophen oder der Anstieg des Meeresspiegels Angst und Ohnmacht auslösen, sollte man bei Handlungsaufrufen von Schockbildern und dystopischen Szenarien die Finger lassen“, so Gangl. „Der Köder muss dem Fisch schmecken.“
Verena Winiwarter, renommierte Umwelthistorikerin und Wissenschaftlerin des Jahres 2013, rückte die Begriffe „zivile Sicherheit“ und „One Health“ in den Mittelpunkt. „Zivile Sicherheit“ – etwa im Kontext von Versorgungssicherheit oder Blackout-Vorsorge – kann neue Gesprächsräume öffnen und die Nachhaltigkeitsdebatte in anschlussfähigere und weniger abstrakte Bahnen lenken. Das von der WHO genützte Konzept „One Health“, welches Umwelt-, Tier- und menschliche Gesundheit zusammendenkt, bietet Anknüpfungspunkte, wo klassische Umweltkommunikation an Grenzen stößt.
Resilient führen: Wie Frauen in der Nachhaltigkeit langfristig wirksam bleiben
Zum Schluss stellt sich eine Frage, die viele Nachhaltigkeitsmanager:innen beschäftigt: Wie führt man diesen oft zermürbenden Kampf, ohne dabei auszubrennen? Die Antwort ist einfach und herausfordernd zugleich: Dranbleiben – aber mit Pausen.
Wichtig ist, sich die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um dem Job sowie auch den eigenen Anforderungen gerecht bleiben zu können unter Berücksichtigung der individuellen Kapazitäten und Bedürfnisse. Die Leidenschaft für das Thema Nachhaltigkeit nicht zu verlieren ist essentiell, kann aber auch zum Verhängnis werden. Die niemals endende Arbeit, der Druck und das ständige Multitasking können ausgesprochen ermüdend sein. Umso wichtiger ist es, bewusste Auszeiten zu schaffen und sich abzugrenzen – sei es durch Sport, Meditation oder regelmäßigen Urlaub. „Nur wer Pausen macht – sich einen Ausgleich schafft – kann langfristig wirksam bleiben“, betont Schellander. Außerdem braucht es strategisches Fingerspitzengefühl. Nicht jede Schlacht muss geführt werden: „Manchmal ist es auch sinnvoll, strategisch abzuwarten, und sich nicht an jeder Debatte zu verbrennen – und auch mal am Flussufer zu sitzen und zu beobachten, was der Strom mit der Zeit vorbeiträgt.“
Trotzdem sollte man keine Scheu vor Konflikten haben. Winiwarter ermutigt dazu, unangenehmen Diskussionen nicht auszuweichen, den Austausch mit anders Denkenden zu suchen und dranzubleiben: „Teil des Diskurses zu sein ist die Voraussetzung für Einfluss und Veränderung, oder wie Donna Haraway es ausdrückt: Stay with the trouble!“
Ebenso entscheidend ist es, Erfolge sichtbar zu machen – für sich selbst und im Team. „Sprecht über eure konkreten Fortschritte und feiert gemeinsam, was ihr erreicht habt“, empfiehlt Gangl. Doch auch schlechte Tage dürfen sein und als solche benannt werden.
Schlussendlich sollte man sich auch regelmäßig daran erinnern, warum und wofür man das alles auf sich nimmt: Denn trotz aller Hürden ist es eine zutiefst sinnstiftende Aufgabe, sich tagtäglich für eine bessere Zukunft einzusetzen.
Über EY Women4Impact
EY Women4Impact ist die Frauencommunity für Nachhaltigkeits- und ESG-Managerinnen – vom Teammitglied bis Teamleitung. Bei den Netzwerktreffen stehen die aktuellen Herausforderungen von Frauen im Business mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit im Mittelpunkt, begleitet von wertvollen Insights und Impulsen von Expertinnen. Der Abschluss der Themenabende bietet die Gelegenheit für entspanntes Netzwerken und offenen Austausch in vertrauensvoller Atmosphäre.