Elektromobilität ist ein zentraler Bestandteil nachhaltiger Verkehrskonzepte. Sowohl innovative betriebliche Fuhrpark- und Mobilitätskonzepte als auch E-Autos für private Personen stehen im Fokus als vielversprechende Alternative zu konventionellen Verbrennungsmotoren und sind ein relevanter Hebel im Kampf gegen den Klimawandel. Der EY Mobility Consumer Index 2024 gibt einen Einblick in die aktuelle Nachfrage und zeigt, welche Faktoren bei der Anschaffung eines E-Autos eine Rolle spielen.
Die gesamten Studienergebnisse stehen hier zur Verfügung:
Nachfrage nach E-Autos 2024 gesunken
Die Sorge vor hohen Kosten
Eine Sorge der Konsument:innen sind die höheren Anschaffungskosten eines Elektroautos, wie sich auch im Rückgang der Nachfrage bei einer Verschlechterung der Förderlandschaft zeigt. Bei 28 % der Befragten lösen die empfundenen hohen Wartungs- und Reparaturkosten Bedenken aus. 22 % erwähnen auch die hohen Kosten, die mit einem Batteriewechsel einhergehen.
Viele Unternehmen sind sich außerdem unsicher, wie sie mit ihrem Fuhrpark umgehen sollen und stehen vor der Herausforderung, ihre Flottenstrategien zu überdenken. Sie wägen die langfristigen Einsparungen durch geringere Betriebskosten und staatliche Anreize gegen die hohen Anschaffungskosten und die noch nicht vollständig ausgebaute Ladeinfrastruktur ab. Zudem spielen steuerliche Überlegungen eine bedeutende Rolle, da es derzeit noch an klaren Richtlinien und attraktiven Modellen zur Förderung von E-Fuhrparks fehlt.
Reichweite als auschlaggebendes Kriterium bei Konsument:innen
Wie sich bereits in vergangenen Umfragen zeigte, steht für Konsument:innen die limitierte Reichweite als ausschlaggebender Faktor im Raum. 38 % geben dies als Grund an, kein Elektroauto zu kaufen.
Lindinger klärt auf: „Die Befürchtung bezüglich der Reichweite von Elektroautos ist weitverbreitet, aber meist unbegründet. Moderne E-Autos können bereits beachtliche Distanzen zurücklegen. Außerdem zeigen Befragungen zu den Erwartungen eine Überschätzung des tatsächlichen Bedarfs: Viele potenzielle Käufer:innen erwarten sich eine Reichweite von 400-500 km, doch die tatsächlich zurückgelegte Strecke beträgt in der Realität oft weniger als 50 km täglich.“
Verbesserte Ladeinfrastruktur jetzt wichtig
21 % der Befragten geben eine unzureichende Ladedeinfrastruktur als Argument gegen ein Elektroauto an. „Das Laden ist tatsächlich eine der wesentlichen Herausforderungen, auf die wir im Mobilitätsmanagement stoßen“, so Lindinger. „Es braucht ein verbessertes öffentliches Ladenetzwerk, vor allem auch mit Schnellladestationen. Auch die Energienetze müssen hier mithalten können.“ Das Umfrageergebnis bestätigt, dass den Konsument:innen die Ladedauer wichtig ist. Zuhause erwarten Verbraucher:innen eine Ladezeit unter 4 Stunden, an öffentlichen Ladestationen unter 30 Minuten.
Im Fall von öffentlicher Ladeinfrastruktur legen Verbraucher:innen außerdem großen Wert auf die Leistbarkeit. Vor allem in Österreich ist das Aufladen im öffentlichen Raum allerdings noch zu teuer. 52 % erwähnen hohe Ladekosten, wenn sie öffentliche Ladestationen zum Beispiel auf Parkplätzen oder an der Straße nutzen. Eine Lademöglichkeit überhaupt zu finden ist die zweitgrößte Herausforderung. Lindinger ergänzt: „Darüber hinaus beschäftigt die Konsument:innen die Frage, wie zuverlässig die Ladestationen überhaupt zu nutzen sind: Ist eine Reservierung notwendig bzw. möglich? Gibt es eine Blockiergebühr? Wie ist die Tarifgestaltung?“
Langfristiger Trend trotzdem positiv
In Anbetracht der aktuell gesunkenen Nachfrage betont Lindinger, dass Umfrage- und Neuzulassungsdaten volatil sind und keinen allgemeinen Abwärtstrend indizieren: „Trotz der gegenwärtigen Unsicherheit lassen die Ankündigungen von Fahrzeugherstellern, die Entwicklung der Batteriekosten und die regulatorischen Rahmenbedingungen weiterhin erwarten, dass die E-Mobilität mittel- und langfristig der Haupthebel für eine Emissionsreduktion im Verkehrssektor sein wird“, betont Lindinger.
Internationale Regulatorik spielt hier eine große Rolle. Hinsichtlich des EU Green Deals muss die Industrie früher oder später auf E-Mobilität setzen. Die EU-Politik sieht vor, bis 2035 auf 100% emissionsfreie Autos umzustellen.
Die Umfragedaten des auf globaler Ebene bestätigen, dass das internationale Interesse zunimmt: Durchschnittlich beabsichtigen 58 % der Befragten in 28 untersuchten Ländern, ein elektrifiziertes Fahrzeug zu kaufen. Sogar ein Viertel der Befragten plant den Kauf eines reinen Elektrofahrzeugs.
Fazit
Insgesamt birgt E-Mobilität hohes Potenzial, einen bedeutenden Beitrag zu einer nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Zukunft zu leisten. Trotz bestehender Herausforderungen wie dem Ausbau der Ladeinfrastruktur und der höheren Anschaffungskosten für batterieelektrische Fahrzeuge, deuten langfristige Trends auf eine stetig wachsende Akzeptanz und Verbreitung von E-Autos hin. Für Konsument:innen hat die Entwicklung von E-Autos mit großer Reichweite hohe Priorität. Im World Energy Outlook 2024 der International Energy Agency wird zusammengefasst, dass eine breitere Akzeptanz, eine ausreichende öffentliche Ladeinfrastruktur und ein Ausbau der Stromnetze notwendig sind. Die kontinuierliche technologische Entwicklung und die Unterstützung durch politische Maßnahmen werden entscheidend sein, um die Elektromobilität als festen Bestandteil eines nachhaltigen Verkehrssystems zu etablieren.