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EU-Taxonomie: Bedeutung für den Immobiliensektor

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EU-Taxonomie: Immobilien stark betroffen

Was versteht man unter EU-Taxonomie? Die EU-Taxonomie ist ein Klassifizierungs­system, das definiert, welche wirtschaft­lichen Aktivitäten als nachhaltig gelten. Laut dem EY EU Taxonomy Barometer 2024 haben bereits 386 börsennotierte Unternehmen in 23 EU-Ländern finanzielle oder nichtfinanzielle Daten in Bezug auf Taxonomie-Anforderungen in ihren Berichten für 2023 berücksichtigt. In den nächsten Jahren wird diese Zahl weiter steigen, denn für Unternehmen wird die Einhaltung dieser Kriterien maßgebend sein, um als nachhaltig zu gelten und den regulatorischen sowie marktseitigen Erwartungen zu entsprechen.

Gewisse Branchen, darunter der Energie- und Verkehrssektor, verarbeitendes Gewerbe, aber auch das Baugewerbe und die Immobilienbranche sind stärker von den Anforderungen betroffen als andere. Besonders für den Immobiliensektor, der maßgeblich zu CO₂-Emissionen beiträgt, setzt die EU-Taxonomie hohe Standards. In dieser Branche wird somit der Handlungs­bedarf immer größer und rechtzeitige Vorbereitung immer wichtiger.

börsennotierte Unternehmen haben finanzielle oder nichtfinanzielle Daten in Bezug auf Taxonomie-Anforderungen in ihren Berichten für 2023 berücksichtigt.
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Taxonomie­konformität und Immobilien­wert: Nachhaltigkeit als Werttreiber

Mit Nachhaltigkeit Immobilien aufwerten – geht das? Taxonomie­konformität hat das Potenzial den Marktwert von Immobilien positiv zu beeinflussen. Einerseits erleichtert ein als nachhaltig eingestuftes Immobilienprojekt den Zugang zu grünen Krediten und Anleihen und ist für entsprechend ambitionierte Investor:innen attraktiver. Außerdem kann die Einhaltung der EU-Taxonomie zur Wertsteigerung der Immobilien beitragen, denn nachhaltige Gebäude sind oftmals energieeffizienter und haben geringere Betriebskosten. Damit steigt auch die Attraktivität für Mieter:innen und Käufer:innen.

Bedeutung mancher Kriterien sorgt für Herausforderungen und Unsicherheiten

Konformität außerhalb der EU: Herausforderungen für global agierende Unternehmen

Unternehmen, die international agieren, stehen vor der Herausforderung, die technischen Anforderungen der EU-Taxonomie auch in Nicht-EU-Ländern umzusetzen. Die Kriterien der Taxonomie basieren speziell im Immobilien­bereich auf EU-Richtlinien. Beispiels­weise erfordert die EU-Taxonomie bestimmte Energie­­effizienz­­klassen und technische Standards, die bereits innerhalb der 27 Mitglied­staaten unterschiedlich sein können, aber ins­beson­dere in Dritt­staaten möglicher­weise nicht verfügbar oder gesetzlich vorge­sehen sind. Das erhöht die Komplexität in der Anwendung. Vor allem aber wird es für Unternehmen schwieriger, außerhalb der EU die Konformität ihrer Immobilienaktivitäten nachzuweisen.

Unsicherheiten bei Klima­risiko­analyse und regionalen Energie-Benchmarks

Neben internationalen Herausforderungen gibt es auch Unsicherheiten bei einigen Kriterien der EU-Taxonomie. Anforderungen für die Immobilienbranche sind nicht immer eindeutig. Auf Gebäudeebene ist eine umfassende Klimarisikoanalyse erforderlich, die auch spezifische Klimadaten­anforderungen enthält. Diese Analyse muss potenzielle Risiken wie Klimafolgen und Extrem­wetter­ereignisse berücksichtigen und Lösungen für die Anpassung beinhalten. Der konkrete Detaillierungs­grad solcher Analysen ist bisweilen jedoch nicht 100% geklärt. Um eine möglichst zutreffende Abschätzung von Klimawandel­folgen für verschiedenste Gebäude durchzuführen, müssen detaillierte Gebäude­­informationen erhoben werden – Daten, die oftmals nicht vorliegen.

Ein weiteres Konformitätskriterium sorgt nach wie vor für Unsicherheit. Nach einem Alternativkriterium müssen Gebäude zu den besten 15 % des regionalen oder nationalen Bestands in Bezug auf Energieeffizienz gehören. Es liegt aktuell keine einheitliche Ermittlungsmethodik für dieses Kriterium vor. Je nach Auslegungsart kann es daher zu unterschiedlichen Bewertungen kommen. Einen Umstand, den die Gesetzgeber durch möglichst detaillierte technische Kriterien eigentlich verhindern wollten.

Wer ist betroffen?

EU-Taxonomie für Immobilien in Besitz, aber auch bei Nutzung

Ein wesentliches Merkmal der EU-Taxonomie ist, dass die Anforderungen nicht nur für die Immobilien­branche gelten, sondern für alle Unternehmen, die Immobilien besitzen, mieten oder vermieten. Da die EU-Taxonomie nicht alle Sektoren gleicher­maßen abdeckt, stellen für viele Unternehmen immo­bilien­­bezogene Tätigkeiten aktuell sogar ihre wesent­lichsten Aktivitäten im Scope der EU-Taxonomie dar. Für solche Unternehmen schafft das EU-Taxonomie-Repor­ting eine vermehrte ESG-Transparenz bei den genutzten Immobilien. Rein aus EU-Taxonomie-Perspektive und auch in Bezug auf die damit einhergehenden Anfragen finanzierender Banken, könnten Nach­haltig­keits­­maßnahmen im Immobilien­bereich quer über alle Branchen an Bedeutung gewinnen.

EU-Taxonomie für nach­haltige Aktivitäten treibend: Steigende Nachfrage nach taxonomie­konformen Büroflächen

Mit den neuen Anforderungen steigt auch die Nachfrage nach taxonomie­konformen Mietobjekten. Unternehmen und Mieter:innen fragen zunehmend nach nachhaltigen Immobilien, die den hohen Standards der EU-Taxonomie gerecht werden. Besonders bei Geschäftsflächen hat sich die Nachfrage enorm gesteigert und früher oder später werden wohl die meisten Vermieter:innen von Geschäfts­flächen mit derartigen Anfragen konfrontiert werden.
Diese Anforderungen sind ein nützlicher Treiber und Anreiz, Gebäude nachhaltiger und attraktiver zu gestalten und Eigen­tümer:innen sollten sich zeitnah auf die Anfragen vorbereiten, um schnelle und klare Auskunft geben zu können.

Herausforde­rungen von EU-Taxonomie und CSRD gemeinsam meistern und Chancen nutzen

Die EU-Taxonomie fordert von Unter­nehmen umfangreiche Maßnahmen zur Einhaltung technischer und organisa­torischer Standards, während viele Unternehmen derzeit mit neuen EU-Regulatoriken wie CSRD oder CSDDD bereits vor großen Heraus­forderungen stehen. Die EU-Taxonomie bietet jedoch (großteils) klare Richtlinien für nachhaltige Praktiken im Bau- und Immobilien­sektor, was die Erfüllung der regulatorischen Vorgaben erleichtert und durch das Nutzen von Synergien können verschiedene Anforderungen mit ähnlichen Ansätzen abgedeckt und Ressourcen gespart werden. Die Nutzung von Synergien zwischen CSRD und EU-Taxonomie (insbesondere beim Klima­transitions­plan und der Klimarisiko­analyse) ist dabei für Immobilien­unternehmen sicher im Vordergrund. Taxonomiekonformität spielt darüber hinaus eine zentrale Rolle bei der Ermöglichung nachhaltiger Investitionen, stärkt die Wettbewerbs­fähigkeit und schafft Vertrauen bei den Investor:innen. Durch frühzeitige Anpassung und Implemen­tierung der Taxonomie-Standards können Immobilien­unternehmen ihre Marktposition sichern und langfristig von den Vorteilen einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Geschäftspraxis profitieren.

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