Das EY Global Climate Action Barometer gibt jährlich tiefe Einblicke in die weltweiten Fortschritte in Bezug auf Klimaschutzmaßnahmen und ‑offenlegungen auf unternehmerischer Seite. Wenngleich in der Qualität und Tiefe der Berichterstattung Verbesserungen zu verzeichnen sind, zeigt die Studie deutlich, dass viele Unternehmen noch immer nicht ausreichend handeln, um die ehrgeizigen Ziele des Pariser Abkommens von 2015 zu erreichen.
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Positive Entwicklungen in der Klimaberichterstattung mit Schattenseiten
Im Durchschnitt hat sich die Qualität sowie der Themenumfang der Berichte weltweit verbessert. Der Grad der abgedeckten Themen, die in den Empfehlungen der TCFD (Taskforce on climate-related financial disclosures) angeführt sind, hat sich seit 2018 von 61 % auf 94 % verbessert.
Die Qualität der Berichte stieg ebenfalls, allerdings nicht im selben Maße. Im Jahr 2024 stieg die durchschnittliche Qualität von 50 % im Vorjahr auf 54 %. Der Bergbau-, Banken- sowie Verkehrssektor zeigt die größten Sprünge, was auf das wachsende Bewusstsein der erheblichen Umweltauswirkungen dieses Sektors zurückzuführen ist. Der höchste Qualitätswert ist allerdings im Energie- und Versicherungssektor zu verzeichnen (59 %).
Zögern bei Einbindung von Klimarisiken in Finanzstrategie
Trotz dieser Verbesserung ist das Tempo der Fortschritte unzureichend, um die nötige Transformation zu initiieren, um Net Zero bis Mitte des Jahrhunderts sicherzustellen. Besonders alarmierend ist, dass nur 36 % der untersuchten Unternehmen klimabezogene finanzielle Auswirkungen in ihren Finanzberichten miteinbeziehen, obwohl 67 % eine Szenarioanalyse durchführen. Viele Unternehmen zögern möglicherweise aufgrund unterschiedlicher Zeithorizonte, Klimarisiken mit finanziellen Auswirkungen zu verbinden. Typischerweise planen Unternehmen finanziell für drei bis fünf Jahre voraus, während sich Klimarisiken teils erst deutlich später bemerkbar machen können. Weiters könnte es an unzureichenden Szenarioanalysen liegen, dass Unternehmen Risiken nicht effektiv identifizieren.
Die Diskrepanz zwischen Offenlegung und tatsächlicher Integration klimabezogener Risiken in die Geschäftsstrategie bzw. Finanzplanung zeigt, dass ein großer Teil der Unternehmen die finanziellen Implikationen des Klimawandels noch immer unterschätzt oder ignoriert.
Fortschritte in Europa, Aufholbedarf in Asien und Amerika
Klimatransitionspläne in nur 41% der Unternehmen
Nur 41 % der Unternehmen haben einen klaren Transitionsplan zur Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen vorgelegt, während weitere 21 % beabsichtigen, einen solchen Plan zu entwickeln. Diese Pläne umfassen oft spezifische Maßnahmen zur Erreichung der Dekarbonisierungsziele, wie zum Beispiel den Einsatz erneuerbarer Energien, Energieeffizienzmaßnahmen und die Umstellung auf emissionsarme Technologien. Weiters beinhalten sie wichtige strategische Inputs für die strategische Entwicklung von Unternehmen, können die Klimaresilienz nachhaltig verbessern und unterstützen die Identifizierung neuer Geschäftsmöglichkeiten.
Neben fokussierten Mittelfristplanungen sind langfristige Ziele entscheidend, um die Netto-Null-Ambitionen bis 2050 zu erreichen, allerdings werden diese von nur 51 % der Unternehmen gesetzt. Der Großteil konzentriert sich auf Klimaziele bis 2030, obwohl kurzfristige Maßnahmen nicht ausreichen, um dauerhafte und signifikante Reduktionen der Treibhausgasemissionen zu erzielen.
Ein Aufruf zum Handeln
Das EY Climate Action Barometer verdeutlicht, dass Maßnahmen noch zu wenig in die Tat umgesetzt werden und schnelles Handeln seitens der Unternehmen gefordert ist. Der Grad an kommuniziertem Engagement und geäußerten Nachhaltigkeitszielen spiegelt sich nicht in den tatsächlich vorhandenen Transitionsplänen wider. Es braucht nun effektive Maßnahmen und bewusste Entscheidungen, um Nachhaltigkeitsbestrebungen tatsächlich in die Realität umzusetzen.
Das richtige Maßnahmenpaket: Scope 1-2-3, SBTi-Klimaziele, Transitionspläne und die Berücksichtigung von Klimarisiken in der Geschäftsstrategie
Wichtig sind die Integration von Klimarisiken, aber auch klimabezogenen Chancen in die Finanzberichterstattung, die Entwicklung robuster Transitionspläne und die Nutzung von validen Daten zur informierten Entscheidungsfindung. Die Berechnung des Carbon Footprints stellt dabei eine wichtige Basis dar. Der CO2e-Fußabdruck zeigt, wie es um die Emissionen eines Unternehmens steht, um angemessene und realistische Klimaziele setzen zu können – hier kommen SBTi-Zielsetzungen ins Spiel. Nur 24 % der für das Barometer bewerteten Unternehmen haben ihre kurz- und langfristigen Ziele nach SBTi erarbeitet, bei Unternehmen mit einem etablierten Klimatransitionsplan sind es immerhin 41 %. Hier ist vor allem wichtig, die Scope 3 Emissionen nicht außer Acht zu lassen. Derzeit fokussieren Unternehmen ihre Maßnahmen oft auf die Reduzierung von Scope 2, obwohl Scope 3 Emissionen oft den Großteil der gesamten Treibhausgasemissionen eines Unternehmens ausmachen.
Nachhaltigkeit im Geschäftskern verankern
Das Ziel ist nicht nur regulatorische Anforderungen zu erfüllen, sondern die langfristigen wirtschaftlichen Vorteile einer nachhaltigen und klimaresilienten Geschäftspraxis zu erkennen und alle Stakeholder zu berücksichtigen. Führungspersonen und Entscheidungsträger:innen müssen besser mit Risiken und Chancen der Klimatransition vertraut gemacht werden, um sie zu verstehen und adäquat zu managen. Nachhaltigkeitsabteilungen oder -teams zu unterstützen und mit ausreichenden Ressourcen auszustatten ist essenziell. Anstatt Einzelmaßnahmen zu setzen, müssen Unternehmen klimabezogene Risiken und Chancen in die Weiterentwicklung ihrer Geschäftsstrategie aufnehmen, wenn nötig ihre Geschäftsmodelle und Produktportfolios überdenken und anpassen, und robuste, umsetzbare Transitionspläne entwickeln.